Nahrungsmittelunverträglichkeit

Nicht jedes Bauchzwicken muss gleich eine Allergie sein!

Je größer die Nahrungsvielfalt, desto häufiger treten auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten auf. Der Überbegriff steht für eine Fülle an unterschiedlichen Erkrankungen, die fälschlicherweise oft in einen Topf geworfen werden.

Bläschen auf der Zunge, die Haut juckt, die Schleimhäute schwellen an – 20 bis 45 % der westeuropäischen Bevölkerung vermuten, aufgrund solcher Symptome an einer Nahrungsmittelunvertäglichkeit zu leiden.
Tatsache ist – so Dr. Erich Diallo-Ginsh vom Verband der Ernährungswissenschaften Österreichs (VEÖ) – dass etwa 1 bis 2 % der Erwachsenen und etwa 8 % der Kleinkinder von einer »echten« Lebensmittelallergie betroffen sind. Letztere verlieren ihre Allergie jedoch häufig bis zum Schuleintritt. In den meisten Fällen sind nämlich sogenannte Nahrungsmittelintoleranzen oder Pseudoallergien für die allergieähnlichen Beschwerden verantwortlich.

Wenn der Bauch zwickt oder die Haut juckt – Ursache genau abklären lassen!
Ist eine Allergie durch Überreaktion des Immunsystems verursacht, versteht man unter Nahrungsmittelintoleranz jede Unverträglichkeitsreaktion auf ein Nahrungsmittel. Bei einer Pseudoallergie ist das Immunsystem nicht beteiligt. Wichtig ist daher in jedem Fall, die eigentliche Ursache in einer Spezialambulanz abklären zu lassen.

Die Ursachen
Auftretende Reaktionen auf einzelne Nahrungsmittel sind angeborene oder erworbene Enzymdefekte. Nahrungsbestandteile oder Stoffwechselprodukte können dann nicht oder nicht ausreichend verdaut werden.
Intoleranzen können bestehen bei:

  • Fructose: Die genaue Ursache der Fructoseintoleranz ist bis dato unklar. Die Erkrankungshäufigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter an. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Meistens werden Dörrobst, Fruchtsäfte, Obst, Kompotte, Honig, Kohlgemüse und Bier von den Betroffenen nicht vertragen.
  • Lactose: Fehlt das in den Dünndarmzotten gebildete Enzym Lactase, vertragen die betroffenen Personen keinen Milchzucker. Je nach Umfang des Lactasemangels und der konsumierten Milchmenge können Bauchschmerzen, Blähungen bis hin zu Durchfall auftreten. Beim Auftreten der Lactoseintoleranz besteht ein Süd-Nord-Gefälle (in Skandinavien ca. 3 %, in Österreich ca. 10 %, in den Mittelmeerländern ca. 70 %, in der Sahelzone über 90% der Bevölkerung).
    Seit kurzem steht ein Bluttest darauf zur Verfügung.

Nahrungsmittelallergie und deren Auslöser
Bei einer Allergie kommt es zu einer Überreaktion des Immunsystems. Auslöser sind bestimmte Stoffe, so genannte Allergene, die der Körper fälschlicherweise als »fremd« und daher als »gefährlich« interpretiert. Grundsätzlich spielen alle klassischen Nahrungsmittelallergene als »versteckte« Allergene eine Rolle. Sind Milch, Eier, Weizen und Soja im Kleinkindalter die häufigsten Auslöser für Allergien, werden sie bei Jugendlichen und Erwachsenen durch Nahrungsmittel wie Erdnüsse, Baumnüsse und Fische ausgelöst.
Nahrungsmittelallergene mit voraussichtlich zunehmender Bedeutung sind Krebstiere, Sesam, Senf aber auch Buchweizen.

Pseudoallergien und ihre Merkmale
Pseudoallergien werden oft mit »echten« Allergien verwechselt, da die Symptome bei beiden ähnlich sind. Eine Unterscheidung existiert im ursächlichen Krankheitsgeschehen. Bei der Pseudoallergie ist das Immunsystem nicht beteiligt. Im Blut der betroffenen Personen werden keine Antikörper gebildet.
Pseudoallergische Reaktionen sind oft dosisabhängig. Betroffene Personen können daher geringe Mengen des jeweiligen pseudoallergenen Stoffes konsumieren, ohne dass Krankheitssymptome auftreten.
Bekannte pseudoallergische Stoffe sind:

  • Geschmacksverstärker Glutamat, der das bekannte »China-Restaurant-Syndrom« auslösen kann. Glutamat wird in der asiatischen Küche gerne und reichlich verwendet.
  • biogene Amine wie beispielsweise Histamin. Histamin kommt z.B. in gereiftem Käse wie Emmentaler und Parmesan, im Spinat, in (besonders älteren) Weinen wie Burgunder und Chianti, in Fischen wie Thunfisch und Makrele vor.

Allergieprävention durch Muttermilch
Insbesondere für allergiegefährdete Kinder (ein oder beide Elternteile leiden bzw. litten an einer Allergie), zunehmend aber für alle, wird zur Allergieprophylaxe eine ausschließliche Stillzeit von sechs Monaten empfohlen. Danach sollte man zu hypoallergener Babynahrung – erhältlich in Ihrer Apotheke – übergehen. Da Kuhmilch über 32 verschiedene Proteine mit hoher allergener Potenz enthält und Kuhmilchallergien mit 2 bis 3 Prozent die häufigsten Nahrungsmittelallergien im frühen Säuglingsalter darstellen, sind herkömmliche Säuglingsmilchnahrungen, v.a. in den ersten Lebenstagen und –monaten nicht als präventive Nahrung geeignet.

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