Reisetipps

Gut geschützt, wohin es auch gehen mag!

Reisen zählt zu den angenehmen Seiten des Lebens, solange man nicht krank wird. Einige apothekerlichen Empfehlungen sollen dies verhindern helfen.

Zeitverschiebung und Arzneimittel
Wer zu fixen Zeitpunkten sein Medikament einnehmen muss, ist von der Zeitverschiebung durch den Flug betroffen. Differenzen von 2 bis 3 Stunden haben dabei keinerlei Bedeutung. Bei größeren Verschiebungen – im Maximalfall 12 Stunden – hängt es von der Art der verwendeten Arzneimittel ab, ob die Einnahme am Urlaubsort zur Ortszeit Probleme macht.

Hormonelle Kontrazeptiva: Die »Pille« sollte grundsätzlich regelmäßig genommen werden, wobei zeitliche Abweichungen je nach verwendetem Hormon tolerierbar sind. Bei der sogenannten »Minipille« (sie weist eine sehr niedrige Hormondosis auf) darf der Einnahmezeitpunkt höchstens um 3 Stunden verschoben werden, sonst leidet der Konzeptionsschutz. Bei den kombinierten Pillen mit Gestagen- und Östrogenkomponenten bleibt hingegen eine um 12 Stunden verschobene Einnahme ohne negative Folgen. Da die Zeitverschiebung grundsätzlich nicht mehr als 12 Stunden betragen kann, ergibt sich bei diesen Präparaten kein Handlungsbedarf. Man kann sie also am Ferienort zur gewohnten Uhrzeit einnehmen. Wenn die Zeitverschiebung mehr als 3 Stunden beträgt ,muss bei der Minipille 12 Stunden nach der letzten Einnahme eine Extra-Einnahme erfolgen. Für den Fall von Einnahmefehlern ist es günstig, sich vom Arzt vorsorglich die »Notfallpille« verordnen zulassen. Sie nimmt Einfluss auf die Einnistung des befruchteten Eies, vorausgesetzt man wendet sie innerhalb von 24 bis 72 Stunden nach dem Verkehr an.

Den meisten Menschen macht schon die Auswahl des Reisezieles und die Planung Spaß. Je näher dann der Tag der Abreise kommt, umso mehr steigt die Spannung und ein Hochgefühl stellt sich ein, zugleich aber auch die Sorge, ob wohl alles so klappen wird wie geplant und ob nichts vergessen wurde. Damit nun der Urlaub zufriedenstellend verläuft, ist in gesundheitlicher Hinsicht einiges zu beachten, wobei das Reiseziel und das Alter des Reisenden eine entscheidende Rolle spielen.

Empfehlungen für Fernreisen
Die Empfehlungen richten sich nach dem Reiseziel, der Reisedauer, Alter und Gesundheitszustand. Einige Beispiele sind angeführt, für andere Fragen empfehlen wir die kostenlose Reiseberatung der Apotheken in Anspruch zu nehmen.

 Venenbeschwerden

 Dauert eine Reise länger als 4 Stunden und liegen Krampfadernbeschwerden vor, dann besteht die einfachste Gegenmaßnahme in der Befolgung einer Reihe von Verhaltensregeln und dem Tragen von Stützstrümpfen, welche verhindern, dass sich die Venen im Sitzen erweitern und das Blut in den Beinen versackt. Bei besonders disponierten Personen wie
Schwangeren,
Personen mit familiärer Thromboseneigung,
Raucherinnen, die auch die Pille verwenden,
Frauen und Männer, die früher eine Venenthrombose erlitten haben,
Rekonvaleszente nach größeren Operationen (bis zu 2 Monate zurückliegend)
Frauen unter Hormonersatzbehandlung und
Personen mit bestehender Veneninsuffizienz
ist es sinnvoll, Prophylaxemaßnahmen zu setzen. Im einfachsten Fall wird man während des Fluges öfters aufstehen und ein paar Schritte gehen, im Sitzen die Zehenspitzen jeweils 20 mal Richtung Schienbein anziehen und danach den Fuß ganz durchstrecken, viel Wasser trinken, um der Bluteindickung entgegen zu wirken und keine Schlafmittel verwenden, die einen bewegungslos sitzen lassen. Bei höherem Risiko steht das rezeptpflichtige niedermolekulare Heparin zur Verfügung, das man sich vor dem Hin- und Rückflug selbst in die Bauchunterhaut spritzen kann und das zuverlässig vor Thrombosen schützt.
Wer es einmal ausprobiert hat wird gerne immer wieder einen Stützstrumpf anziehen, weil er das Anschwellen der Waden verhindert. Geeigneter sind die medizinischen Kompressionsstrümpfe. Klasse I-Vertreter üben einen höheren Druck als die Stützstrümpfe aus, sind aber trotzdem leicht anzuziehen und drücken nicht. Eine andere Möglichkeit, um das Anschwellen zu verhindern, besteht in der Einnahme von pflanzlichen Venenmitteln auf Rosskastanien- oder Weinlaubbasis (zum Beispiel Antistax Creme). Man muss allerdings mindestens 10 Tage vor dem Flug mit der Einnahme beginnen, weil sich der Effekt nur langsam einstellt.

Reisekrankheit

 Fliegen Kinder mit, sollte man sich gegen das Auftreten von Übelkeit und Erbrechen im Rahmen der Reisekrankheit wappnen, daher vor Reisebeginn mit der Einnahme beginnen und sie während der Reise im vorgeschriebenen Abstand fortsetzen. Für kleinere Kinder eignen sich homöopathische Tropfenpräparate, älteren kann ein Reise-Kaugummi helfen und für Erwachsene stehen entsprechende Tabletten oder Dragees zur Verfügung. Es lohnt sich, hier den Apotheker bei der Auswahl um Rat zu fragen. Wer übrigens beim Landeanflug öfters an »verschlagenen« Ohren leidet, kann sich etwa 30 Minuten vorher mit den handelsüblichen abschwellenden Nasentropfen oder -sprays behandeln. Sie machen den Druckausgleich schmerzlos. Dies gilt insbesondere auch für jene, welche einen Flug »verschnupft« antreten.
Kleinkinder sollte man beim Abheben sowie beim Landeanflug aus der Flasche trinken lassen. Sie führen durch das Schlucken den Druckausgleich durch.

Akuter Brechdurchfall

In keiner Reiseapotheke dürfen die entsprechenden Medikamente gegen Brechdurchfall fehlen, denn die Hälfte der Reisenden erleidet während des Urlaubsaufenthaltes mindestens einmal einen argen Durchfall. Den soll man gewähren lassen, sofern man nicht gerade im Autobus zu sitzen hat, weil mit dem Durchfall auch die verursachenden Erreger abtransportiert werden. Besser als jede stopfende Maßnahme ist daher die Zufuhr von Wasser, Zucker und Mineralstoffen in Form eines in Wasser auflösbaren Granulates. Die spezielle Zusammensetzung ermöglicht den raschen Ersatz der verlorenen Flüssigkeit samt Salze – und man wird in kurzer Zeit kräftemäßig wieder hergestellt sein. Insbesondere Kinder profitieren wegen ihres noch labilen Wasserhaushaltes davon. Für Erwachsene gibt es Medikamente mit dem Wirkstoff »Loperamid«, welcher die schmerzhaften Darmbewegungen dämpft und die Stuhlfrequenz herabsetzt. Die entsprechenden Präparate sind allerdings mit gewissen Anwendungseinschränkungen versehen. Kindern kann mit getrockneten Heidelbeeren geholfen werden. Achtung bei Durchfall bei Säuglingen und Kleinkindern: Ihnen wird der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust rasch gefährlich.
Bei bakterieller Durchfallursache greifen die Ärzte immer wieder auf Antibiotika zurück. Da in unterentwickelten Ländern solche Medikamente oft gefälscht werden – Untersuchungen der WHO haben gezeigt, dass jedes zweite »originale« Medikament minderwertig oder gefälscht war – empfiehlt sich die vorsorgliche Mitnahme von zu Hause. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Reiseland und Risiko, damit er ggf. ein Rezept ausstellt, das Sie vor der Reise in Ihrer Apotheke einlösen können.

Die liebe Haut

Tropenaufenthalte sind für die Haut kein Honiglecken, denn das Freizeitverhalten führt meist zu einer extremen Mehrbelastung. Das beginnt mit dem ausgiebigen Sonnenbaden, setzt sich mit der Hautentfettung durch langes Pritscheln im Meer oder Pool fort und kann im Kontakt mit allerlei Getier und fremden Pflanzen seinen Höhepunkt finden. Ein juckender Ausschlag kann eine der Folgen sein. Sonnenschutzmittel mit dem Hauttyp entsprechenden Sonnenschutzfaktor (mindestens 15) sind eine »Versicherung« gegen den Sonnenbrand. Klein- und Vorschulkinder schützt man zusätzlich mit UV- dichten Leibchen und Hüten, wenn sie am Strand stundenlang spielen wollen. Ihre Haut ist nämlich empfindlicher als jene von Erwachsenen und es ist mittlerweile gesichert, dass die UV-Belastung im Kindes- und Jugendalter für das Hautkrebsrisiko im späteren Leben maßgebliche Bedeutung hat. Wasserfeste Sonnenschutzmittel sind entgegen ihrem Namen nicht absolut wasserfest, ein Nachcremen ist daher immer sinnvoll. Wer leicht zu Allergien neigt ist mit unparfümierten Sonnenschutzmitteln mit physikalischen statt chemischen Sonnenfiltern besser bedient. Die darin enthaltenen Mikropigmente (Zink- oder Titanoxid) dringen nicht in die Haut ein und wirken daher auch nicht allergen. Ein eigenes Kapitel stellt die fehlerhafte Anwendungen von Sonnenschutzmitteln dar. Erstens soll man sich etwa 30 Minuten vorher, also am besten im Zimmer und nicht am Strand, eincremen und zweitens verwenden die meisten viel zu wenig davon. Im Durchschnitt tragen die Tester die doppelte bis dreifache Menge auf wie ein Durchschnittsverbraucher! Man soll daher nicht sparen, zumal jedes Mittel ein Ablaufdatum hat und im angebrochenen Zustand in der nächsten Saison wahrscheinlich sowieso verdorben ist.
Die Mittagszeit sollte – vor allem mit Kindern – im Schatten, am besten im Zimmer bei einer kleinen Siesta, verbracht werden.
Bei Insektenstich, Nesselausschlag, Hautrötung und Sonnenallergien dämpft ein antihistaminhältiges Gel den Juckreiz und die Rötung. Die Mitnahme lohnt sich immer. Wer im Hotelzimmer einen Kühlschrank besitzt kann das Gel dort aufbewahren und hat den Vorteil einer intensiven Kühlung bei der Anwendung. Bei Salben könnte es im gekühlten Zustand hingegen Probleme mit dem Ausdrücken geben.
Natürlich ist es besser man wird gar nicht gestochen oder gebissen. Repellentien verhindern, dass sich Insekten auf der Haut niederlassen. Sie gehören in den Tropen zum Bestandteil der Malariaprophylaxe und helfen außerdem so manche Insektenallergie zu vermeiden. Was nur wenige wissen: Repellentien verringern bei gleichzeitiger Verwendung von Sonnenschutzmitteln deren Schutzwirkung!

Schutzimpfungen

Schutzimpfungen sind ein heißes Eisen, nicht wegen der Wirksamkeit und Verträglichkeit – die ist gesichert –, sondern wegen des rechtzeitigen Impfzeitpunktes. Denn erst wenn die vorgeschriebene Wartezeit verstrichen ist, kann mit einem sicheren Impfschutz gerechnet werden. Bei »Last minute«-Reisen reicht der Zeitabstand zwischen Impfung und Reisebeginn meist nicht mehr aus und das Risiko eine Tropenkrankheit zu erleiden nimmt zu, wobei das tatsächliche Risiko je nach Art der Reise unterschiedlich ist. Die Liste der Erkrankungen reicht von Malaria, Gelbfieber, Typhus, Cholera, Japan-B-Encephalitis, Tollwut, bis zum Dengue-Fieber, um nur die häufigsten zu nennen.
In den Apotheken gibt es Auskunft für welches Land und bei welchem Reisestil welche Schutzimpfungen sinnvoll sind und wann sie begonnen werden müssen. Spätestens vor der Buchung im Reisebüro sollten Sie sich danach erkundigen. Dazu muss man wissen, dass die Reisebüros aus eigenem Interesse nur jene Schutzimpfungen nennen, die für die Einreise in das Urlaubsland behördlich vorgeschrieben sind, aber nicht jene, die Sie dort vor Infektionen schützen. Schließlich würden sie sich regresspflichtig machen, wenn der Urlauber nicht in das entsprechende Land einreisen darf.

Haltbarkeit

Darunter verstehen wir Apotheker einerseits die mechanische Belastbarkeit, andererseits die Laufdauer eines Medikamentes, d.h. das Ablaufdatum. Beides kann bei Reisen eine Rolle spielen.
Grundsätzlich ist die Mitnahme von Tabletten oder Dragees besser als von Tropfen oder Säften, deren Behälter leichter zu Bruch gehen können. Wer in die Tropen fährt, muss damit rechnen, dass seine mitteleuropäischen Arzneimittel nicht für diese Klimazone konzipiert wurden. Das kann sich bei Zäpfchen durch Erweichen und bei den stark wasserhältigen Cremen durch Zersetzungserscheinungen bemerkbar machen. Salben sind dafür weniger anfällig. Diabetiker müssen natürlich einen Insulinvorrat mitnehmen, der bei maximal 8°C zu lagern wäre. Geschieht dies bei einer Durchschnittstemperatur von 20°C (in den Tropen wird es nachts auch kühl) vermindert sich die Laufzeit höchstens um den Faktor 7. Das sollte für einen vierzehntägigen bis dreiwöchigen Aufenthalt ausreichen. Thermolabile Arzneimittel sollen nach einer Reise in heiße Klimazonen aber grundsätzlich nicht weiter verwendet werden.
Arzneimittel werden am besten im Handgepäck befördert, denn in der Kabine herrschen einigermaßen konstante Bedingungen. Sonst kann es bei der Flughöhe von 10.000 Metern und dem dort herrschenden niedrigen Luftdruck passieren, dass Blister undicht werden, wodurch feuchtigkeitsempfindliche Granulate oder Tabletten durch den nun ungehinderten Zutritt von Luftfeuchtigkeit verderben können.

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