Schluckauf – Hicks noch mal

 

Ein lästiges, aber meist harmloses Phänomen. Unsere Experten verraten, wie Sie es wieder loswerden

„Das Fell des Bauches spielt das Spiel der tanzenden Wogen“: So poetisch beschreibt der chinesische Volksmund das Phänomen Schluckauf – und liegt damit recht nahe an den medizinischen Tatsachen, die heute gut erforscht sind. „Beim Schluckauf zieht sich das Zwerchfell krampfartig zusammen“, erklärt die Atemtherapeutin Veronika Langguth die physiologische Ursache des Gehickses. „Dabei verschließt sich die Stimmritze des Kehlkopfs schlagartig, und die eingeatmete Luft prallt mit einem lauten Hickser darauf.“

 
Ausgelöst wird Schluckauf am häufigsten durch Alkohol, scharfes Essen oder eiskalte Getränke. Auch Luft, die wir beim Sprechen schlucken, oder Stress kann die Ursache sein.

 
Überbleibsel aus grauer Vorzeit

 
Wesentlich weniger wissen Forscher darüber, warum wir überhaupt Schluckauf bekommen. Denn eigentlich erfüllt dieser Reflex bei Menschen keine sinnvolle Funktion. Es gibt aber Tiere, die einen ganz ähnlichen Mechanismus zum Atmen benutzen, beobachtete ein französisches Forscherteam von der Pitié-Salpêtrière-Klinik in Paris. Kaulquappen und andere Amphibien etwa pressen Wasser durch ihre Kiemen in den Mund, wobei sie gleichzeitig den Weg zur Luftröhre verschließen. So verhindern sie, dass Wasser in ihre Lungen dringt.
 
Die französischen Forscher glauben daher, dass der Schluckauf beim Menschen ein Überbleibsel dieser primitiven Atmung ist – aus einer Zeit, als die ersten Tiere an Land gingen. Sie sind davon überzeugt, dass der Reflex für Babys im Mutterleib eine wichtige Aufgabe erfüllt. Ultraschalluntersuchungen zeigen nämlich, dass die Kleinen bereits in der neunten Schwangerschaftswoche anfangen zu hicksen. Dadurch, so vermuten die Forscher, soll die Atemmuskulatur der Embryos trainiert werden, damit sie nach der Geburt problemlos atmen können.
 
Doch was Geplagte am meisten interessiert: Wie werde ich das Gehickse wieder los? „Aus atemtherapeutischer Sicht hilft gegen Schluckauf alles, was das Zwerchfell entkrampft“, sagt Langguth. Besonders wirksam sei es, die Zunge mit den Fingern langsam herauszuziehen. Man atme dann automatisch in den Bauch, und das Zwerchfell könne entspannen.

 
Dauerschluckauf abklären lassen

 
„Hält der Schluckauf länger als 24 Stunden an, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen“, rät Professor Hans-Dieter Allescher, Chefarzt des Zentrums für Innere Medizin am Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Dann müssen die Ursachen des Problems abgeklärt werden. „Beispielsweise können Entzündungen im Bereich zwischen Speiseröhre und Magen dafür verantwortlich sein. Sehr selten lösen auch Schilddrüsenerkrankungen oder Tumore an Organen, die an das Zwerchfell grenzen, chronischen Schluckauf aus“, erläutert Experte Allescher.
 
Nun noch ein paar Tricks:
 
Atemtherapeutin Veronika Langguth verrät, wie Sie Ihren Schluckauf schnell wieder loswerden können

 
– Mehrmals hintereinander ganz schnell wie ein Hund hecheln.

– Den Unterkiefer weit vorschieben und diese Position kurze Zeit halten.

– Ausatmen und dann die Luft anhalten. Eventuelln dabei schlucken.
 
– Ein Stück trockenes Brot essen.

– Die Zunge nach hinten umschlagen und leicht an den Gaumen legen.

– Ein Glas eiskaltes Wasser in kleinen Schlucken trinken.

– Manchmal helfen auch „Ablenkungsstrategien“: zum Beispiel an sieben Männer mit Glatze denken oder überlegen, was man vor einer Woche zu Mittag gegessen hat.

04.10.08, Apotheken Umschau, Bildnachweis: Jupiter Images GmbH/Bananstock LTD

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