Keine Angst vor Darmspiegelung

Die Koloskopie ist heutzutage schmerzlos und könnte 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen verhindern. Jährlich erkranken in Österreich rund 5.000 Menschen an Darmkrebs, etwa 3.000 Menschen sterben daran. Jeder 17. Österreicher bekommt Darmkrebs. Durch regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen wie Stuhlprobe und Darmspiegelung (Koloskopie) wären jährlich 4.500 Neuerkrankungen und 2.700 Todesfälle vermeidbar.

Die Österreichische Krebshilfe will der Bevölkerung mit einer Kampagne zum Thema Darmkrebs die Angst nehmen und sie zur oft lebensrettenden Vorsorge motivieren. Ab 50 steigt das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Heimische Gastroenterologen und Onkologen empfehlen daher ein engmaschiges Vorsorgeschema.

Heilung durch Früherkennung

Dickdarmkrebs unterscheidet sich von allen anderen Krebserkrankungen in einem ganz wesentlichen Punkt: In mehr als 90 Prozent aller Fälle sind vor der Entstehung des Karzinoms viele Jahre hindurch Vorstufen der Erkrankung in Form von zunächst gutartigen Darmpolypen nachweisbar. „Der konsequenten Aufspürung und Entfernung dieser Polypen kommt ein besonderer Stellenwert zu, nicht zuletzt deshalb, weil Darmpolypen keinerlei Beschwerden verursachen und nicht von selbst auf sich aufmerksam machen.“ Dies betonte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat zum Auftakt der bundesweiten Darmkrebsvorsorge-Kampagne »Keine Ausreden mehr: Aus Liebe zum Leben«. Anlass für diese Aktion waren die alarmierenden Ergebnisse einer Spectra-Studie aus dem Jahre 2005. Demnach hat mehr als die Hälfte der über 50-jährigen ÖsterreicherInnen noch nie eine Darmspiegelung durchführen lassen.
„Wichtigste Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs sind falsche Ernährung, Übergewicht, chronisch entzündliche Erkrankungen der Darmschleimhaut und Rauchen“, warnte Prof. Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. „Diese »Sünden« machen sich mit zunehmendem Alter bemerkbar: Ab 50 steigt das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.“ Heimische Gastroenterologen und Onkologen empfehlen daher ein engmaschiges Vorsorgeschema (Tabelle).

Häufigste Ausreden: Angst und Zeitmangel

Die Darmspiegelung ist bei vielen Menschen als unangenehm und schmerzhaft »verrufen«. Negative Erfahrungen mit der Darmspiegelung wurden aber zum großen Teil vor vielen Jahren gemacht. „Früher kamen größtenteils »starre« Endoskope zum Einsatz – heute sind es »flexible«, weiche Geräte. Auch die Erfahrung der untersuchenden Ärzte hat deutlich zugenommen“, erklärte Doz. Dr. Werner Weiss, Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie. Außerdem wurde die so genannte »Sanfte Darmspieglung« eingeführt. Durch eine Prämedikation (»Kurzanästhesie«) wird die Untersuchung schmerzfrei. Vielfach sind es aber auch Ignoranz oder »Ausreden«, die Menschen vorschieben, um keine Darmspiegelung machen zu lassen: Zu viel Stress im Beruf, keine Zeit, man verspürt ohnedies keine Schmerzen oder Probleme, etc.

Fortschritte in der Darmkrebstherapie

Oberstes Ziel einer Darmkrebstherapie ist die vollständige operative Entfernung des Tumors. Laut Prof. Dr. Michael Gnant, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Chirurgische Onkologie, hat die Diagnose Darmkrebs heute viel an ihrem Schrecken verloren: „Bei frühzeitig operiertem Darmkrebs ist in vielen Fällen Heilung möglich. In neun von zehn Fällen kann bei Mastdarmkrebs der Schließmuskel erhalten werden. In den meisten Fällen wird überhaupt minimal invasiv operiert. Künstliche Ausgänge sind heute nur mehr äußerst selten nötig und dann oft nur vorübergehend.“ Darüber hinaus wird in einzelnen Fällen auch die Chemotherapie zur Sicherung des Operations- und Heilungserfolges eingesetzt. In den letzten Jahren sind wesentlich wirksamere, besser verträgliche und zum Teil besser verabreichbare Chemotherapeutika entwickelt worden. Dies hat entscheidend zu einer Verbesserung der Therapieergebnisse und Überlebensraten geführt.

Vorsorgeplan gegen Darmkrebs

Ärztliches Gespräch im 40. Lebensjahr: Dabei soll eine ev. vorhandene Risikosituation erhoben werden: Gibt es Verwandte ersten Grades mit Dickdarmkrebs sowie chronische Darmerkrankungen?

Okkulttest 1 x jährlich ab dem 40. Lebensjahr: Die Untersuchung auf okkultes (verborgenes) Blut im Stuhl, das von Polypen, aber auch von bösartigen Tumoren stammen kann. Dieser Test kann, wenn er regelmäßig durchgeführt wird, die Darmkrebssterblichkeit um bis zu ein Drittel senken. Allerdings ist dieser Test nicht 100%ig ver lässlich, da viele Tumore zum Zeitpunkt der Untersuchung nicht bluten. Die Treffsicherheit des Testes nimmt daher mit der Regelmäßigkeit der Untersuchung zu.

Koloskopie (Darmspiegelung) ab dem 50. Lebensjahr alle sieben bis zehn Jahre: Diese Untersuchung erfolgt rektal mittels eines speziellen Endoskops. Dabei ist auch gleich die Entnahme von verdächtigem Gewebe oder Polypen möglich, die ansch- ließend histologisch beurteilt werden. Die Koloskopie dient daher zur Krebsvorsorge, Diagnose und Therapie in einem.

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