Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen. Die Zahnfleischerkrankung kann den Blutbahnen zusätzlich schaden
So wie erhöhte Blutzuckerwerte eine Parodontitis begünstigen, kann diese umgekehrt die Blutzuckerwerte steigen lassen. Denn durch die chronische Entzündung werden die Zellen unempfindlicher gegenüber dem blutzuckersenkenden Hormon Insulin, das dann schlechter wirkt. Doch damit nicht genug: Studien haben gezeigt, dass eine Parodontitis auch das Risiko für Gefäßerkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall um bis zu 70 Prozent erhöhen kann.
Parodontitis-Bakterien im Herzen
„Wenn Parodontitis-Bakterien und Entzündungsbotenstoffe ins Blut gelangen, fördern sie entzündliche Veränderungen an den Innenwänden der Gefäße, die die Entwicklung einer Arterienverkalkung begünstigen“, erklärt Privatdozent Dr. James Deschner von der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde der Universität Bonn.
Tatsächlich ließen sich in den Herzgefäßen von Infarkt-Patienten die gleichen Bakterien nachweisen, die auch bei Parodontitis eine Rolle spielen. Bei Diabetikern, die ohnehin ein erhöhtes Risiko für Gefäßerkrankungen haben, kommt es also auch aus diesem Grund auf eine gründliche Zahnpflege an.
Zahnseide und Bürstchen
Wie man die Zähne richtig putzt, sollte man sich beim Zahnarzt erklären lassen. Die Zahnbürste allein reicht nicht. An die Zahnzwischenräume kommt man nur mit Zahnseide oder speziellen Bürstchen, die es in verschiedenen Größen gibt.
„Egal wie gründlich man putzt, die Zahnpflege in Eigenregie hat ihre Grenzen. Deshalb empfiehlt sich zusätzlich zweimal jährlich eine professionelle Zahnreinigung, bei schlecht eingestellten Diabetikern wegen des erhöhten Parodontitis-Risikos eventuell sogar vierteljährlich“, sagt Professor Dr. Søren Jepsen, Direktor der Bonner Poliklinik für Parodontologie.
Putzen – und putzen lassen
Bei der professionellen Zahnreinigung werden hartnäckige oder schwer erreichbare Beläge mit speziellen Instrumenten und per Ultraschall entfernt. Sie dauert rund eine Stunde. Die Kosten, je nach Umfang etwa 50 bis 150 Euro, werden allerdings von den Kassen gewöhnlich nicht bezahlt.
Besteht bereits eine Parodontitis, müssen die Zahnfleischtaschen gesäubert werden. Reicht das nicht, können Antibiotika helfen, die als Tablette geschluckt oder direkt in die Zahnfleischtasche eingebracht werden. „Eine fortgeschrittene oder aggressive Parodontitis gehört in die Hände eines Spezialisten, eines Parodontologen“, sagt Jepsen. Bei sehr tiefen, entzündeten Taschen kann eine Operation nötig sein, um den Zahnwurzelapparat zu reinigen und krankes Gewebe zu entfernen.
Kontrolle nicht vergessen
Ist der Kieferknochen angegriffen, kann der Parodontologe versuchen, das Stützgewebe chirurgisch wiederherzustellen. Nach der Behandlung sind weiterhin eine sorgfältige Mundhygiene und regelmäßige Kontrolltermine beim Parodontologen erforderlich. „Diese Erhaltungstherapie ist für Diabetiker besonders wichtig. Denn sie haben ein höheres Risiko, dass die Parodontitis wieder aufflammt“, sagt Jepsen.
Weil durch die Parodontitis die Blutzuckerwerte steigen können, ist es wichtig, auch den Diabetes-Arzt über das Problem im Mund zu informieren. Und andersherum sollte der Zahnarzt natürlich auch über den Diabetes informiert sein. Ein wichtiger Informationsaustausch. „Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können!“
Sauber im Mund – mit dem richtigen Werkzeug:
Die Zahnbürste sollte einen kurzen Kopf und runde, möglichst weiche Kunststoffborsten haben. Bürste aus hygienischen Gründen und weil sich die Reinigungswirkung verschlechtert spätestens nach zwei Monaten wechseln.
– Eine elektrische Zahnbürste reinigt die Zähne ohne hohen manuellen Aufwand.
– Zahnpasta sollte Fluorid enthalten. Es härtet den Zahnschmelz und macht die Zähne widerstandsfähiger gegen Karies.
– Mit Zahnseide lassen sich Speisereste und Beläge zwischen den Zähnen entfernen. Verstärkte Fäden mit einem flauschigen Anteil eignen sich gut für die Reinigung von Implantaten oder Brücken.
– Zahnzwischenraumbürstchen gibt es in verschiedenen Größen für enge und weitere Zwischenräume. Bürstchen, Seide und Co. vor oder nach dem Zähneputzen anwenden.
– Mit Zungenreinigern lassen sich Bakterien von der Zunge schaben, was auch die Zahl schädlicher Bakterien auf den Zähnen reduziert. Die Zunge kann man aber auch mit der Zahnbürste reinigen.
– Mundspüllösungen, beispielsweise mit Fluorid, sorgen für Frischegefühl im Mund und ergänzen die Wirkung der Zahnpasta. Lösungen, die Chlorhexidin enthalten, hemmen Bakterien, eignen sich aber nicht für den Dauergebrauch.
– Kaugummis ohne Zucker regen den Speichelfluss an und neutralisieren auf diese Weise aggressive Säuren, die beispielsweise Obst oder Cola-Getränke im Mund hinterlassen.
– Mundduschen können die Zahnpflege unterstützen, sind aber kein Ersatz für Zahnbürste und -seide. Wichtig: Stellen Sie den Wasserstrahl nicht zu stark ein und zielen Sie damit nicht in eventuell vorhandene Zahnfleischtaschen!